Sternentochter by Anna Valenti

Sternentochter by Anna Valenti

Autor:Anna Valenti [Valenti, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-06T22:00:00+00:00


Kapitel 13

Georg kam jede zweite, dritte Nacht, und alles, was es bewirkte, war, dass ihre Sehnsucht noch mehr zunahm und sie es kaum erwarten konnte, ihn wieder zu spüren. Am liebsten hätte sie ihm jeden Abend die Türen aufgeschlossen, aber sie mussten beide auch einmal durchschlafen, schon damit niemand etwas merkte. Doch immer konnte sie es in ihrer Ungeduld kaum abwarten, bis er sie wieder zu sich nahm und sie ihren Pakt erneuerten. Die Gewissheit, bald für immer mit ihm zusammenzuleben, richtig zu leben mit ihm, machte sie so glücklich, dass alles, was Tante Thea ihr über ihren erheirateten Reichtum und das daraus resultierende Wohlleben zu vermitteln versuchte, gar nicht zu ihr durchdrang, denn es war ihr gleichgültig. Mit Georg wollte sie leben, und es war ganz egal, wie reich oder arm er war und wer seine Eltern waren. Alles, was die Mutter ihr über die Ehe gesagt hatte, erschien ihr jetzt absurd und dumm. Es konnte nur so sein, dass sie nicht wusste, was es hieß zu lieben. Nur die Großmutter hatte sie verstanden, weil sie es auch so erlebt hatte, und Emma, weil sie es sich vorstellen konnte und sich wünschte.

Tante Thea war ihr nach wie vor ein Rätsel. Sie redete zwar oft von ihrem »lieben Wilhelm«, aber es schien, als habe sie wahre Gefühle nur für ihren Reichtum. Dazu kam die merkwürdige Rolle, die der Baron in ihrem Leben einnahm. Er kam und ging, wie er wollte. Caroline wurde nicht klug aus ihm, zumal er beständig zweideutig war. Aber weil ihr alles außer Georg imgrunde gleichgültig war und sie nur noch die Zeit bis Oktober überbrücken wollte, machte sie sich keine Gedanken darum.

Sie hatte es sich angewöhnt, viel Zeit bei Frau Jeschke in der Küche zu verbringen. Einmal, weil sie die Arbeit dort von zu Hause kannte, und auch, weil Frau Jeschke sie an die Großmutter erinnerte. Zwar war sie sicher um mindestens zehn Jahre jünger als diese, aber in ihrer Herzlichkeit einerseits und in ihrer Direktheit andererseits fand sie doch viel vom Wesen der alten Sophie Schmidt wieder, die sie so liebte. Tante Thea duldete es, denn sie hatte dem Mädchen, neben der Anordnung, ihr Zimmer selbst sauber zu halten, einige Pflichten übertragen, die die nicht all zu grobe Arbeit umfassten, andererseits sollte noch Raum bleiben für eine privilegiertere Stellung, die sie Caroline aber erst dann zu gestatten bereit war, wenn diese sich bewährt und Einsicht gezeigt habe.

Frau Jeschke war eine resolute Person, gebürtige Berlinerin und durch allerlei Umstände, über die sie sich ausschwieg, schon vor vierzig Jahren nach Cassel gekommen, wo sie bei dem Kommerzienrat »noch vor der Zeit der gnädigen Frau« in Diensten gestanden hatte. Anfangs blieb sie reserviert, denn sie wusste das Mädchen, das auf der einen Seite ein »Fräulein«, andererseits aber in einer Dienstbotenkammer untergebracht war, nicht recht einzuordnen. Als Caroline ihr jedoch fleißig und geschickt zur Hand ging und ganz natürlich war, gab es sich langsam. Die Köchin, die in ihrem Leben schon allerhand Kurioses gesehen hatte, entspannte sich und redete denn auch, wie ihr um’s Herz war.



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